Ehrenämter – unsere Tipps

Ehrenämter – unsere Tipps

Ehrenamtliche Tätigkeiten verbinden viele mit Senioren, die einer Tätigkeit nachgehen, damit sie fit bleiben. Doch das Ehrenamt ist viel mehr als das. Es ist die schönste Möglichkeit sein Selbstbewusstsein aufzubessern, Herzlichkeit zu lernen und mit Verantwortung Struktur in seine Wochenplanungen zu bekommen. Auch für junge Leute, Studenten und Jugendliche ist das Ehrenamt eine tolle Möglichkeit, auch wenn es nicht bezahlt wird. Freundschaften aber, haben eh nichts mit Geld zu tun. Denn diese gewinnt man hier auf jeden Fall.

STUDENTENFUTTER

 

Schöffe werden

Der Blick von der Richterbank | Foto: dpa
Der Blick von der Richterbank | Foto: dpa

Als Schöffe bist Du ein ehrenamtlicher Richter. Du hast das gleiche Stimmrecht in einer Verhandlung wie ein ausgebildeter Jurist und Richter. Es bedeutet also eine große Verantwortung. Schöffen werden normalerweise von der Stadt ernannt. Aus dem Pool aller gemeldeter Bürger, werden alle vier Jahre, an die 100 Schöffen zu ihrem Dienst berufen. Gewöhnlicherweise aber melden sich viele Freiwillige. So habe ich es auch gemacht.

Im Bürgeramt werden regelmäßig Aufrufe ausgehängt und die Gesuche über die Monitore verbreitet. Bei Interesse ruft man einfach an oder schickt eine Email und erhält wenig später einen kleinen Fragenbogen zu seiner Person. Relativ schnell bestätigt einem dann die Senatsverwaltung, dass man für ein Quartal Haupt- oder Nebenschöffe ist. Nebenschöffen kommen zum Einsatz, wenn Hauptschöffen krank werden oder ihre Schicht absagen müssen. Hauptschöffen erhalten alle ihre Verhandlungstermine schon am Anfang des Jahres, an die man sich absolut halten muß. Ein Termin im Monat, aber auch drei Termine in der Woche sind möglich. Jeder Arbeitgeber und auch die Uni muß Dir diese Termine gestatten. Das Gericht bezahlt Dir zwar Nichts, Tagesgehälter, Aufwandsentschädigungen wie Bahntickets werden aber immer rückerstattet.

Tatsächlich sitzt man mit dem Richter, “der Kammer” in einem Raum hinter dem Verhandlungstisch und wird erst kurz vor der Verhandlung darüber informiert, was verhandelt wird. Oft ist noch ein zweiter Schöffe dabei,  so dass man eine Kammer aus drei Richtern bildet. Aber ich habe auch schon erlebt, dass es drei Richter und zwei ehrenamtliche Richter gibt. Das ist eine sehr große Kammer, die größte, glaube ich, die es in Deutschland gibt.

Wenn man nun also den Fall das erste Mal gehört hat, geht es auch schon direkt los und der Hauptrichter ruft zur Verhandlung auf. Die Kläger, die Angeklagten, die Verteidiger, Staatanwälte, technische oder psychologische Gutachter sind im Saal. Zeugen müssen vorerst draußen warten und werden später einzelnd aufgerufen. Der Fallbericht wird komplett vorgelesen. Hier macht es sich gut, wenn man sich alle Fakten mitschreibt, da man genau verstehen sollte worum es geht.

Der Anwalt spricht für den Angeklagten, der Staatsanwalt logischerweise für den Staat. Beide schlagen eine Schadensbegleichung vor. Normalerweise werden Unterschiede deutlich. Der Richter entscheidet innerhalb dieser Spanne wie sich geeinigt wird. Dazu zieht sich die Kammer zurück. Hier fasst der Hauptrichter die gesetzlichen Möglickeiten fallspezifisch zusammen. Jetzt kommt Dein Einsatz! Du wirst gefragt, wie hoch Du die Strafe ansetzen würdest. Natürlich solltest Du ein paar Begründung für Deine Entscheidung parat haben. Aber es reicht auch, wenn Du dem Richter zustimmst und Dein Einverständnis gibst.

Wenn sich die Kammer einig ist, wird die Verhandlung erneut eröffnet und das Urteil gesprochen.

Resumé:

Das Ehrenamt der Schöffen ist ein wichtiges und sehr spannendes. Nicht nur, dass man die vielen Berufe der Justiz (AnwaltIn, StaatanwaltIn, JustizbeamtIn, ProtokollantIn, etc.) kennenlernt, auch weil man das Leben aus dieser Perspektive der Stadt sehen kann. Gesetzesgrenzen und traurige Schicksale, glückliche Begebenheiten sowie merkwürdige Zufälle, schreibt das Leben Tag für Tag und hier ist man live dabei. Auch verlor ich die Angst vor den strengen Blicken der Polizisten und erhöhte mein Respekt für alle Juristen. Ich lernte Verbindlichkeit, Verantwortung, Konzentration und vor Allem stieg hier mein Selbstbewusstsein.

Hier klicken um Schöffe zu werden!

Helfen bei der Berliner Tafel e.V.

Die Berliner Tafel sammelt seit 1993 Lebensmittel in Berlin von Supermärkten und Erzeugern ein und verteilt diese dann an Menschen, die diese benötigen.

Die Berliner Tafel hat allein über 400 Helferinnen und Helfer in ihrer Kartei, in den 45 Ausgabestellen von LAIB und SEELE kommen noch mal über 1600 dazu. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Man kann sich einmalig bei einem Großeinsatz in den Messehallen (Fruit Logistica und Grüne Woche) beteiligen; bei Touren mitfahren; Korrektur von Rundbriefen lesen; Lebensmittel ausgeben; im Bereich PR arbeitenn– Die Einsatzmöglichkeiten sind unendlich.

Unsortierte Lebensmittel bei der Berliner Tafel e.V. | Foto: Goda Marwig
Unsortierte Lebensmittel bei der BERLINER TAFEL e.V. | Foto: Goda Marwig

Eine Möglichkeit sich als ehrenamtliche Helfer zu engagieren, ist das Sortieren am Samstag auf dem Berliner Großmarkt. Viele freiwillige Helfer starten morgens um 10 Uhr, nehmen das Obst und Gemüse an, das die Fahrer bereits von den Supermärkten abgeholt haben und sortieren diese nach Sorte, aber auch, ob dieses noch in einem geniessbaren Zustand sind. Das Schöne an dieser Arbeit ist der Umgang mit den Lebensmittel und die Teamarbeit – denn alleine kann keiner die etlichen Kisten sortieren. Zudem lernt man die unterschiedlichsten Menschen kennen: Sei es der Student, die Lehrerin, der Rentner oder Chemiker – hier treffen alle zusammen und man tauscht sich über Rezepte, aktuelle Themen oder Fußball aus.

Resumé:

Sich bei der Tafel zu engagieren macht einem aber auch bewusst, wie viel von den Supermärkten weggeworfen wird, aber auch wie groß der Bedarf ist. In ganz Deutschland versorgen die Tafeln circa 1,65 Millionen Menschen. Das Bewusstsein für Lebensmittel und gegen ihre Verschwendung wächst.

Hier gibt es alle Informationen zu den Ehrenämtern bei der Berliner Tafel e.V.

 

 

Lesepatenschaft

BERLINER LESEPATEN und ihre Schützlinge | Foto: www.lesepaten.berlin
BERLINER LESEPATEN und ihre Schützlinge | Foto: www.lesepaten.berlin

Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) ist eine deutsche Wirtschaftsorganisation mit mehr als 2300 Mitgliedern aus allen Wirtschaftsbranchen der deutschen Hauptstadt. Er sieht sich als Netzwerk und Forum der Berliner Wirtschaft. Der Verein ist zudem Initiator und Organisator zahlreicher gemeinnütziger Projekte. Flaggschiff der VBKI-Gemeinwohlförderung ist das Lesepatennetzwerk mit rund 2400 ehrenamtlich tätigen Lese- und Lernpaten.

Meine Lesepatenschaft begann durch ein Plakat an einer Litfaßsäule in Berlin. Weil ich immer schon neben meinem Studium (Asienwissenschaften) mit Kinder arbeiten wollte, leider aber nie eine Stelle bekam, kein Praktikumsplatz in Kindertagesstätten, kein Studentenjob in Jugendeinrichtungen, etc. sah ich hier die Chance erste Erfahrungen zu machen. Mit Kindern zu arbeiten ist eine verantwortungsvolle Arbeit und für viele solcher Jobs benötigt man Vorerfahrungen mit Kindern, selbst um ein Praktikum anzutreten, so meine Erfahrung. Mein Lebenslauf zeigt keinerlei pädagigische oder “soziale Ausbildungen” auf, also wurde ich immer abgelehnt.

Ich rief den Verein VBKI in der Fasanenstraße an. Sie baten mich eine Informationsveranstaltung zu besuchen. Hier saß ich mit 35 Seniors und einer weiteren Studentin um einen großen Tisch herum. Wir stellten uns einander vor, und füllten Fragebögen aus. Wir wurden genau gefragt, welche Altersgruppe “wir uns zutrauten” und wieviel Zeit wir investieren wollen. Ich fügte bei Sonstiges hinzu, dass ich musikalisch wäre, eine Sprech- und Gesangsausbildung habe und Fremdsprachen beherrsche.

Wenig später wurde ich schriftlich kontaktiert und bekam eine Telefonummer der Allegro-Grundschule. Der Verein vermittelt größtenteils Schulen, die mit höchstens 20min Anfahrtsweg zu erreichen wären. Diese Regel findet der Verein sehr wichtig um die Tätigkeit attraktiver zu machen. Tatsächlich minimiert es so manche Motivationsschwäche.

Mir wurde eine dritte Klasse zugeteilt. 16 Kinderchen waren ab sofort mein Projekt. Sie sollten alle schön lesen können. :) Mit der Klassenlehrerin vereinbarte ich eine Schulstunde die Woche. Ein/e SchülerIn kam zu mir in die Bibliothek, sie suchten sich ein Buch aus und wir lasen 30min so schnell oder langsam wie wir wollten. Mal wechselten wir uns ab, mal las ich nur die “direkte Rede”, mal hörte ich dem nur Kind zu wie es las oder gerade Erlebtes erzählte. Mittlerweile ist meine Klasse schon richtig groß geworden und sie sind kurz vor der Ausschulung. Der Gedanke ist komisch, ich habe sie alle sehr ins Herz geschlossen. Alle sind so verschieden und so toll. Egal ob verhaltensauffällig, hochbegabt, mit Dyslexie oder Legastenie, unausgelastet oder müde  – alle Kinder haben es verdient, dass ihnen zugehört wird. Es ist mir ein großes Vergnügen ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Ich kam auch schon mal total schlecht gelaunt zum Lesen, aber als wir zusammen ein Buch anschauten und die hübschen Zeichnungen sahen, war alles wieder gut.

Resumé:

Schade ist, dass sich die Lesepaten untereinander nicht kennenlernen, sich austauschen können und wenn, ist es ziemlich gezwungen dann, finde ich. Ich habe auch selten junge Leute gesehen. Die Lesepaten-Tätigkeit scheint für Studenten nicht so attraktiv zu sein, obwohl sich die Kinder sehr über meine Altersgruppe freuen würden. Ansonsten ist es ein sehr wenig aufwendiges Ehrenamt. Man geht in die Schulen, meistens haben sie dort Bücher, Materialien und Räume. Da man selbst entscheiden kann wieviel man investiert: zwei Stunden, oder eine, ein Kind oder mehrere, jüngere oder ältere, nur Lesen oder auch Hausaufgabenbetreung ist das Lesepatensein wirklich toll. Ich habe Glück, dass meine Lehrerin so nett und unkompliziert ist. Wir verabreden uns über WhatsApp, ich kann jederzeit absagen und Termine verschieben. Ich mag die Regelmäßigkeit aber auch, so kann ich die Uni super damit vereinbaren.

Wenn man sich für Pädagogik, Psychologie, Linguistik und Literatur interessiert ist man hier gold-richtig! Der Verein bietet auch regelmäßig Kurse an, die Unis anerkennen. Außerdem bekommen wir regelmäßig Einladungen zu Veranstanstaltugen, wie Konzerte der Philharmonie oder Hertha-Spiele angeboten, als Dankeschön.

Hier klicken um LesepatIn zu werden!

Es gibt ganz viele andere Ehrenämter, die alle in ihrer Tätigkeit lehrreich und inspirierend sind. Zu Corona-Zeiten ist die eigeninitiative  Nachbarschaftshilfe (klicken für ein PDF) auch super gut. Schreibt uns gern Euren Erlebnisbericht Euren Ehrenamtes . Wir würden uns sehr freuen, dieses bekannt zu machen oder sogar hier zu veröffentlichen.

 

 


 

Autor:

Kali

Kali