Influencer Marketing

Influencer Marketing
The New Big Deal? | © Marrcx Media

Kein Halloween-Kostüm parat? Dann geh’ doch als Influencer!

Was wollten wir nicht früher alles werden: Astronaut, Tierarzt oder Feuerwehrmann! Im 21. Jahrhundert können einige Leute nur mit Selfies Geld verdienen.

 

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GESPRÄCHSSTOFF

Geliebt und gehasst werden sie, diese Influencer. Meistens sehen wir nur den schönen Schein dieser perfekt anmutenden Welt: hippe Leute mit ihren noch hipperen Freunden an Traumstränden, in der Hand vielleicht noch ein Glas Sekt. Und Testprodukte gibt es meistens kostenlos dazu. Doch Freunde der Nacht: wo Licht ist, ist auch bekannterweise Schatten! Und der verbirgt sich wie der Tiger auf der Jagd im Paragraphendschungel.

Besonders diffizil wird es bei dem Thema Schleichwerbung. Zur genaueren Definition, Schleichwerbung ist „[…] die Erwähnung oder Darstellung von Waren, Dienstleistungen, Marken, (etc…), wenn sie vom Veranstalter absichtlich zu Werbezwecken vorgesehen ist und mangels Kennzeichnung die Allgemeinheit hinsichtlich des eigentlichen Zweckes dieser Erwähnung oder Darstellung irreführen kann. Eine Erwähnung oder Darstellung gilt insbesondere dann als zu Werbezwecken beabsichtigt, wenn sie gegen Entgelt oder eine ähnliche Gegenleistung erfolgt.“ (Richtlinie 2010/13/EU des Europäischen Parlaments und des Rates über audiovisuelle Mediendienste). Den Absatz hätte sich auch Uwe Schüder alias Flying Uwe genauer durchlesen sollen. Der Muskelprotz aus Hamburg betreibt seit über 10 Jahren einen erfolgreichen YouTube-Kanal mit mehr als 1 Millionen Abonnenten und regelmäßig stellte er Fitnessprodukte wie Proteinpulver in seinen Videos vor. Der einzige Haken an der Sache war, dass er selbst Geschäftsführer der Unternehmen ist, die diese Produkte führen. Erwähnt hat er das nie, bis ihm die Landesmedienanstalt im Jahr 2017 auf die Schliche kam und das Ganze als Schleichwerbung deklarierte. Stattdessen sollte Schüder seine Videos als Dauerwerbesendung kennzeichnen. Tat er auch nicht, also musste er kurzerhand 10.500 € Bußgeld zahlen.

Anders sieht es bei der sogenannten Produktplatzierung aus. Diese wird nach § 3 Nr. 11 RstV (Rundfunkstaatsvertrag) bezeichnet als „[…] die gekennzeichnete Erwähnung oder Darstellung von Waren, Dienstleistungen, (etc.) in Sendungen gegen Entgelt oder eine ähnliche Gegenleistung mit dem Ziel der Absatzförderung. Die kostenlose Bereitstellung von Waren oder Dienstleistungen ist Produktplatzierung, sofern die betreffende Ware oder Dienstleistung von bedeutendem Wert ist.“ Entscheidend ist also hier das Ziel der Absatzförderung. Im Umkehrschluss heißt das: wenn Influencer ihre eigenen Produkte vermarkten (wollen), ist es keine Produktplatzierung, sondern Werbung. Im Übrigen sind sämtliche Einnahmen – egal, ob sie mit dem eigenen Blog oder Instagram erzielt wurden – gewerbesteuerpflichtig, was eine jährliche Gewerbesteuererklärung nach sich zieht. Freundlicherweise liegt der Freibetrag aber bei ca. 24.500 €. Und da soll mal einer durchblicken!

Aber genug des Schrecklichen, das Influencer Marketing hat auch seine schönen Seiten. Laut zweier Studien von Influry sind Influencer die drittglaubwürdigste Quelle für Produktempfehlungen im Internet UND ein Sechstel der 14- bis 29-jährigen kauft Produkte im Internet, nachdem sie diese bei einem Influencer gesehen haben. Zugegebenermaßen schaue ich mir auch manchmal die ein oder andere Bewertung bei YouTube an, bevor ich mein Geld wieder im Drogerieladen verprasse.

P.S.: Die Überschrift dieses Artikels ist übrigens kein Witz. Passend zu Halloween verkauft Urban Outfitters online für je 59 $ ein sogenanntes “Influencer Halloween Costume Set” (s. weiterführende Links). Darin enthalten sind allerdings nur BH und Leggings, den Rest muss man(n) sich dazu kaufen. Also noch gruseliger geht es wohl wirklich nicht!

 

Studie zur Glaubwürdigkeit von Produktquellen im Internet (2017) | © Influry
Studie zur verkaufsfördernden Wirkung von Influencer Marketing (2017) | © Influry

 

Weiterführende Links

Wie teuer ist Influencer Marketing?

Werbung mit Bloggern und Co.: “Viele Influencer-Kooperationen sind ziemlicher Blödsinn”/a>

Sei gruselig, verkleide dich als Influencer!

Influencer Marketing: Über Wirkung, Grenzen und Kosten (YouTube)

Influencer und ihr #Instalife – Werbung oder Realität? (YouTube)

Delilah

Autorin:
Delilah